Perlen auf IQES 4 (16.12.2024)
Feedback geben und nehmen. Zwei Beispiele aus der Praxis der Pädagogischen Hochschule Salzburg
(Jürgen Bauer, Thomas Koidl & Adelheid Schreilechner)
1. Ein Fortbildungskonzept
Mit der Einführung von QMS wurde unter anderem das Einholen von Feedback für Lehrpersonen verpflichtend. Damit Feedback im positiven Sinne wirkt, braucht es eine Kultur des Fragens, Gebens und Nehmens. Feedbackkultur ist damit in erster Linie eine Haltungs- und erst im zweiten Schritt eine Methodenfrage.
Im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen klären wir die Funktion von Feedback, besonders auch in Abgrenzung zu Evaluation, wir arbeiten am grundsätzlichen Verständnis und an der Haltung. Dazu gehören die Fragen nach der Art und Weise, wie wir Feedback geben und nehmen, wie wir damit umgehen, welche Methoden es gibt. Und ganz zentral: welche echten Fragen wir haben.
Die Konzeption der Lehrveranstaltung orientiert sich am Praxisleitfaden Schülerinnen- und Schülerfeedback in 8 Schritten, der auf IQES online zu finden ist.
Dem Doppeldeckerprinzip folgend, holen wir am Ende einer Lehrveranstaltung Feedback ein und bilden dabei im Wesentlichen die acht Schritte aus dem Leitfaden ab. Dazu greifen wir am Ende der Veranstaltung noch einmal unsere Ziele für die Fortbildungsveranstaltung auf:
- ein vertieftes Verständnis für Evaluation und Feedback entwickeln (Sinn, Zielsetzung, Unterschied),
- Anregungen und Empfehlungen für die Vorgangsweise erhalten,
- einen Transfer für das eigene Tätigkeitsfeld herstellen.
Im Anschluss daran
- informieren wir die Teilnehmer/innen, zu welchem Zweck wir das Feedback einholen: -> „Wir wollen Einschätzungen zur Wirksamkeit unserer Veranstaltung erhalten.“;
- legen wir offen, welche Frage wir durch das Feedback beantwortet haben möchten:
-> „Können Verbindungen zur eigenen beruflichen Praxis hergestellt werden?“; - erklären wir, wie wir das Feedback einholen werden: -> „Wir verwenden einen kurzen Fragebogen mit wenigen geschlossenen Fragen und einem offenen Feld. Wir führen die Befragung in IQES online durch und haben einen vorliegenden Fragebogen für unsere Zwecke adaptiert.“
- Wir kündigen an, dass wir das Ergebnis mit der Gruppe gleich im Anschluss besprechen, und damit Gelegenheit zur Kommentierung geben werden.
- Abschließend erklären wir, was wir mit dem Feedback machen: -> „Wir werden uns kollegial dazu austauschen und Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung unseres Fortbildungsformates im QMS-Team ziehen“.
Wir stellen den Link für die IQES-Umfrage zur Verfügung. Nach Abschluss der Befragung werfen wir einen gemeinsamen Blick auf das Ergebnis und laden dazu ein, gegebenenfalls zum Ergebnis Stellung zu nehmen.
Dieses modellhafte Vorgehen entlang von ganz klar formulierten Schritten nach Brägger und Widmer ist für viele Lehrpersonen durchaus motivierend, wie wir den Rückmeldungen entnehmen können.
Wie man Feedbackkultur bereits in der Ausbildung entwickeln und etablieren kann, zeigt das zweite Beispiel aus der Praxis.
2. Professionalisierung und Weiterentwicklung des beruflichen Handelns – Feedback von Lernenden einholen
„QMS fördert und unterstützt das individuelle Lernen der Lehrenden mit dem Ziel der laufenden Professionalisierung und Weiterentwicklung des beruflichen Handelns“ . Demzufolge sind Lehrpersonen angehalten, Feedback von ihren Schüler/inne/n einzuholen. Im Rahmen der professionsbegleitenden Bachelorstudien in den Fachbereichen „Duale Ausbildung sowie Technik und Gewerbe (DATG)“ für Berufsschulen und Fachpraktiker/innen an berufsbildenden Schulen sowie „Facheinschlägige Studien Ergänzende Studien (FSES)“ für Fachtheoretiker/innen an berufsbildenden Schulen holen im Rahmen der Pädagogisch Praktischen Studien (PPS) die Studierenden bei jedem Lehrauftritt Rückmeldungen von ihren Schüler/innen ein.
Um allen Unterrichtssettings gerecht zu werden, hat sich das Schulpraxisteam, das sind die Lehrenden der Lehrveranstaltung „Pädagogisch Praktischen Studien (PPS)“, gegen ein digitales Tool entschieden. Gerade im Praxisunterricht in Werkstätten und Küchen erwies sich nach zahlreicher Erprobung die analoge Variante einfacher handhabbar. Die in IQES online angebotene Zielscheibe (Brägger et al., o. J., S. 5–6) wurde entsprechend den Bedürfnissen der PPS angepasst. Die Evaluierung des Unterrichts wird in der Regel zu Beginn der Unterrichtsstunde angekündigt. Für die Durchführung wird entsprechend Zeit eingeplant.
Die Zielscheibe dient einer anonymen Rückmeldung über die Lehr- und Lernsituation und wird von den Schüler/inne/n an Berufsschulen (BS), Landwirtschaftlichen Fachschulen (LFS) sowie berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) gut angenommen.
Die Lehrauftritte werden in Kleingruppen durchgeführt. Alle Studierenden erhalten unterschiedliche Beobachtungsaufträge. Bei der anschließenden gemeinsamen Reflexion werden auch die Rückmeldungen der Schüler/innen besprochen. Die Erkenntnisse fließen ebenso in das über vier Semester zu verfassende PPS-Portfolio ein wie die Rückmeldungen der Kommiliton/inn/en und der Schulpraxisbetreuungsperson.
Literatur
Brägger, G., Widmer R. (11/2011). Praxisleitfaden Schülerinnen- und Schülerfeedback in 8 Schritten. Abgerufen 26. September 2024 von https://www.iqesonline.net/feedback/feedback-von-schuelern-und-schuelerinnen/acht-schritte/.
Brägger, G., Widmer, R., & von Aesch, V. (o. J.). Instrumentensammlung L30c Kurzformen für das Feedback von Lernenden Zusammenstellung für die Sekundarstufe I und II. Abgerufen 24. September 2024, von https://www.iqesonline.net/mediathek/suche/?ids=37382
QMS – INSTRUMENTE LEHRENDE/R. (o. J.). Abgerufen 24. September 2024, von https://www.qms.at/ueber-qms/qms-modell-und-instrumente/individualebene
letzte Aktualisierung: 16.12.2024