Unterrichtsentwicklung mit iKMPLUS

Die individuelle Kompetenzmessung PLUS (iKMPLUS) ist ein Instrument zur Erfassung fachbezogener und zur Einschätzung überfachlicher Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern. Die iKMPLUS liefert auf unterschiedlichen Ebenen verlässliche Daten und Indikatoren für eine evidenzinformierte Schul- und Unterrichtsentwicklung, so etwa für die Förderdiagnostik aber auch das Bildungsmonitoring.
In einem Interview haben wir Julia Walter, BMB, Sektion III, Abteilung III/4 Bildungsstatistik und -monitoring, folgende Fragen dazu gestellt:
1. Liebe Frau Walter, die iKMPLUS ist eines der Instrumente, die im Rahmen des schulischen Qualitätsmanagements die Unterrichts- und Schulqualität unterstützen soll. Welchen Nutzen haben Lehrpersonen und Schüler*innen konkret? Wie genau kann die iKMPLUS für die Unterrichtsentwicklung verwendet werden?
Für Lehrpersonen liefert die iKMPLUS jährlich eine objektive, standardisierte Rückmeldung über den Lernstand und den Lernfortschritt ihrer Schülerinnen und Schüler am Ende der Primarstufe bzw. Sekundarstufe I in zentralen Unterrichtsfächern – und das bereits kurze Zeit nach der Durchführung, im Unterschied zur ehemaligen Bildungsstandardüberprüfung. Die detaillierten Auswertungen zeigen nicht nur, wie sich die Kompetenzverteilung in der jeweiligen Klasse darstellt, sondern auch, wo individueller Förderbedarf besteht. Lehrpersonen bekommen beispielsweise Auswertungen nach Subkompetenzen – in Mathematik z. B. nach Inhalts- und Handlungskompetenzen aufgeschlüsselt – und können somit zielgerichtet Entwicklungsbedarfe identifizieren bzw. entsprechend in ihrer Unterrichtsgestaltung reagieren. Lehrpersonen erhalten mit dem breiten, teilweise freiwilligen, Modulangebot der iKMPLUS eine fundierte Basis, um die Wirksamkeit der eigenen Unterrichtsmethoden zu überprüfen, differenzierte Förderangebote zu planen und damit den Unterricht gezielt weiterzuentwickeln.
Für die Unterrichtsentwicklung ist die iKMPLUS besonders wertvoll, weil sie eine datenbasierte Grundlage bietet, um Unterrichtsinhalte und -methoden anzupassen. Lehrpersonen können sich – zusammen mit der Schulleitung – im Team über Ergebnisse austauschen und gemeinsam Strategien zur Unterrichtsverbesserung entwickeln. Langfristig trägt die iKMPLUS so dazu bei, Unterricht und Förderung passgenau auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abzustimmen und die Unterrichtsqualität systematisch weiterzuentwickeln.
Für Schülerinnen und Schüler wie auch ihre Erziehungsberechtigen bedeutet die iKMPLUS, dass sie ebenfalls unmittelbar nach der Durchführung eine Rückmeldung erhalten – über ihre eigenen Kompetenzen in zentralen Fächern und in der 4. und 8. Schulstufe zusätzlich über ihren eigenen Lernfortschritt. Sie erhalten ein grafisches und anschauliches Feedback darüber, wo ihre Stärken liegen und in welchen Bereichen sie noch gezielt üben sollten. Das fördert die Selbstreflexion und motiviert an den eigenen Lernzielen zu arbeiten.
2. Wie und wo erhalten Schulen Unterstützung bei der Umsetzung, Interpretation und Analyse der Daten aus iKMPLUS?
Zum einen gibt es von Seiten des Bildungsministeriums und des IQS Begleit- und Unterstützungsmaterialien, Leitfäden1 sowie auch eine VPH-Online Schulung, welche Lehrpersonen und Schulleitungen beim Umgang mit der iKMPLUS begleiten. Auf der Website des IQS finden Lehrpersonen und Schulleitungen beispielsweise anschauliche Musterberichte, grafische Übersichten und aufbereitete Erläuterungen, die das Lesen und das Interpretieren der Ergebnisse erleichtern. Zur pädagogischen Weiterarbeit mit den Ergebnissen steht auch eine Vielzahl an Fördermaterialen zur Verfügung, die zukünftig stärker automatisiert mit den Ergebnisrückmeldungen angeboten werden sollen.
Zum anderen bieten die Pädagogischen Hochschulen vielfältige Fortbildungen rund um die iKMPLUS an, darunter zur Interpretation, Analyse und zum pädagogischen Umgang mit den iKMPLUS-Ergebnissen – oft betitelt als „von Daten zu Taten“.
Eine langfristige Vision besteht darin, dass Lehrpersonen und Schulleitungen eine ausgeprägte „Data Literacy“ entwickeln – also die Fähigkeit, Daten zu lesen, zu interpretieren und sinnvoll für pädagogische und schulische Entscheidungen zu nutzen. In einer zunehmend datenorientierten Welt ist dies entscheidend, um bestehende Herausforderungen effektiv zu adressieren.
Mit dem Material- und Fortbildungsangebot werden Lehrpersonen und Schulleitungen gezielt dabei unterstützt, Daten kompetent zu interpretieren und für die gezielte Weiterentwicklung von Unterricht und Schule zu nutzen.
3. Zum Abschluss: Können Sie schon einen kurzen Ausblick geben, welche Weiterentwicklungen und Entwicklungsfelder im Zusammenhang mit iKMPLUS in der Zukunft angedacht sind?
Das iKMPLUS-Team am BMB und IQS blickt der erstmaligen Veröffentlichung der dreijährlichen iKMPLUS-Ergebnisse mit großer Vorfreude entgegen. Die Ergebnisse aus drei Erhebungsjahren werden für die Primarstufe im Frühjahr 2026 und für die Sekundarstufe I im Sommer bzw. Herbst 2026 erstmals veröffentlicht und sowohl Schulleitungen und Bildungsdirektionen zur standortbezogenen und regionalen Qualitätsentwicklung als auch der Bildungspolitik zum Zweck des Systemmonitoring bzw. der interessierten Öffentlichkeit auf höherem Aggregationsniveau zur Verfügung gestellt. Während die jährlichen iKMPLUS-Erhebungen vor allem die Unterrichtsentwicklung und individuelle Förderung unterstützen, bieten die dreijährlichen Ergebnisse eine fundierte Grundlage für die schulische Qualitäts- und Entwicklungsarbeit – insbesondere in Kombination mit weiteren schulbezogenen Daten.
Darüber hinaus liegt unser Fokus in den nächsten Jahren darauf, die iKMPLUS kontinuierlich weiterzuentwickeln. Das betrifft zum Beispiel die Verbesserung und Erweiterung der Begleit- und Unterstützungsmaterialien oder technische Erleichterungen zur Erhöhung der Nutzerfreundlichkeit sowie laufende Qualitätssicherung der Testitems.
Ein weiteres mögliches langfristiges Entwicklungsfeld ist die stärkere Integration neuer Technologien, wie z. B. Künstlicher Intelligenz. Ebenso ist angedacht – über die reinen Kompetenzdaten hinaus – weitere zentrale Kontextfaktoren der Schul- und Unterrichtsqualität zu erheben, um ein noch umfassenderes Bild von Schule zu zeichnen.
Rückmeldungen aus der Praxis werden auch weiterhin eine zentrale Rolle für uns spielen, um die iKMPLUS kontinuierlich zu verbessern und praxisnah weiterzuentwickeln.
Danke für das Interview!
1 Materialien für die Volksschule finden Sie unter: https://www.iqs.gv.at/downloads/nationale-kompetenzerhebung/ikm-plus-volksschule
Materialien für die Sekundarstufe finden Sie unter: https://www.iqs.gv.at/downloads/nationale-kompetenzerhebung/ikm-plus-sekundarstufe
letzte Aktualisierung: 30.09.2025